Für unsere Jungschar habe ich dieses Jahr ein Anspiel geschrieben, das die Themen zusammenfasst, mit denen ich mich in den letzten Wochen beschäftigt habe.
Du kannst das Anspiel kopieren, für deine Gemeinde verwenden und öffentlich aufführen.
Der Rittersohn im Bauernhaus
Sprecher | Wir schreiben das Jahr 1542. Auf einem Hügel der Hohenloher Ebene steht eine kleine Burg, in dem der Burgherr mit seinen Bediensteten und seinem einzigen Sohn, Archibald, lebt. Viel ist ihm nicht mehr geblieben- sein frühes Bekenntnis zu der Reformation und kurz darauf sein Übertritt zu der Täuferbewegung hat ihn viel gekostet. Unter den Rittern des Herzogtums wurde er gemieden und selbst die Pächter seines Landes betrachteten ihn argwöhnisch, wenn er hoch zu Ross durch die Felder ritt. Der Frühling begann und eines Sonntags zu Tische sprach er zu seinem Sohn: |
Ritter Bertram | Archibald, du wirst immer älter und musst was lernen. Es reicht nicht, nur im Sattel das Schwert und die Lanze zu schwingen. |
Sprecher | Verwundert blickt Archibald von seiner Suppe auf. |
Archibald | Warum Vater? Sind wir nicht seit jeher Rittersleut gewesen? |
Ritter | Das schon mein Sohn. Doch die Zeiten ändern sich. Von Norden dringt die Flut des Reformatoren Luther in unser stilles Land. Von Süden breiten sich die Täufer über alle Gefilde Deutschlands aus. Und die katholischen Kardinäle und Lehnsherren werden nicht tatenlos zusehen, wie ihre Ländereien von uns übernommen werden. |
Archibald | Uns? Was meinst du mit „uns“ Vater? |
Ritter | Ja mein Sohn, auch wir gehören nicht mehr zu den katholischen Christen. Ich habe mein wirkliches geistliches Zuhause gefunden- und das ist nicht in den kalten Mauern hoher Kathedralen. Zuerst war ich ein eifriger Anhänger der evangelischen Lehre Luthers. Doch als ich mich in den Wassern des Kochers habe taufen lassen, weiß ich nun, dass ich nicht mehr in den Augen meiner katholischen und lutherischen Freunde angesehen bin. |
Archibald | Aber was hat das mit mir zu tun? Ist das der Grund, weshalb ich noch was anderes als Knappe werden soll? |
Ritter | Ja mein Sohn. Wir gehören zum niederen Adel- wer weiß, was die Zeit noch bringt. Und in diesen unruhigen Zeiten gilt es, an vielen Wassern zu säen. Wie schon der Prophet Jesaja geraten hatte. |
Archibald | Was denkst du soll ich lernen? Soll ich nach Heilbronn zu den Patriziern gehen und das Kaufmannshandwerk erlernen? |
Ritter | Nein mein Sohn, wer weiß, ob dir das noch vergönnt sein wird. Als Sohn eines Wiedertäufers. Ein Anabaptist in der Lehre bei den Ayrern. Nein, das wird leider nicht gehen. |
Archibald | Dann werde ich Goldschmied oder Tuchhändler- ich kenne die Wege bis in die großen Berge im Süden. Und ihre Sprache verstehe ich allemal! |
Ritter | Es tut mir leid mein Sohn, dir auch diesen Wunsch abschlagen zu müssen. Ich habe die Lehre schon in die Wege geleitet- du wirst zum Bauer Erhard im mittleren Kupfertal gehen müssen. |
Archibald | Ich? Ich zu einem Bauer? Was will der mir beibringen? |
Ritter | Oh, er kann viel. Er ist ein tüchtiger Landwirt. Zudem ist er bewandert in der Schrift und in den Liedern. Er ist auch der Leiter der Täufergruppe- du wirst viel von ihm lernen können. Vieles was deinem zukünftigen und ewiges Leben beeinflussen wird. |
Archibald | Wie du meinst Vater. Auch wenn es mir schwerfällt- ich gehorche deinem Wort. Wenn du meinst, dass er mir von Nutzen sein wird, dann werde ich mich diesem fügen. |
Sprecher | Nur wenige Tage später ritt der Junge Archibald auf seinem jungen braunen Pferd durch das Burgtor dem Kupfertal zu. Neben ihm ritt der Vater und hintendran ein Knecht, der das Gepäck des Jungen mit sich hatte. Schon bald sahen sie, wie sich hinter den Feldern die Ebene leicht senkte und dann plötzlich in das Kupfertal hin abfiel. Sie ritten durch stille Wälder und frischgepflügten Feldern. Vorbei an der Sägemühle des alten Jakob und der Wassermühle der Hertwecks kamen sie letztendlich an dem Hofe Erhards an. |
Ritter | Grüß Gott liebe Leute! Wo ist der Vater- ist der Erhard Zuhause? |
Sprecher | Der Bauer trat soeben aus dem Holzschuppen und begrüßte die Gäste aufs Herzlichste. Es dauerte nicht lang, dann waren alle Einzelheiten geklärt, der junge Braune von Archibald neben den Zugtieren des Bauers in den Stall gestellt und schon ritten der Ritter und der Knecht von Hofe. Musik Die Wochen vergingen. Archibald lebte sich überaus gut in die Welt des Bauern Erhard ein und fand sogar Gefallen an dem Pflügen und Säen, Füttern und Ausmisten. Auch die Täuferversammlungen, denen er in mehreren Nächten schon beiwohnen durfte, beeindruckten ihn sehr. Dort sah er auch immer wieder seinen Vater, dessen Nachrichten keine Besserung aufwiesen. Die Revolutionen nahmen im Land immer mehr zu. |
Ritter | Mein Sohn Archibald, es tut mir weh, aber es sieht so aus, dass ich bald als Wiedertäufer unsere Burg verliere. Der Herzog hat mein Lehen einem jungen Günstling versprochen. Ich versuche zurzeit dagegen anzukämpfen, werde aber wohl verlieren. |
Archibald | Das ist ja schlimm Vater- was sollen wir denn machen, wenn die Burg uns genommen wird? |
Ritter | Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als aufs Land zu ziehen und einfache Leute zu werden. Bauer, Handwerker oder sonst was. Wir werden wohl auch bald zu dem „armen Konrad“ gezählt. Deswegen lerne soviel du kannst von der Landwirtschaft- das wird uns eines Tages das Leben retten. |
Sprecher | Ja, Archibald lernte viel, was ihm später das Leben rettete. Aber eine Situation blieb ihm dabei für immer fest in die Erinnerung gebrannt. Es war der 21.März, an dem Tag der Aussaat des Hafers. Dieser Tag war schon seit Menschengedenken als Tag der Haferaussaat festgelegt. Bauer Erhard und Archibald saßen zu Mittag unter einem knorrigen Apfelbaum am Rande des Feldes und die Frühlingssonne schien warm in das Kupfertal hinab. |
Archibald | Oh, mir schmerzen die Glieder von dieser schweren Arbeit. Ja freilich ein Sack Körner über das halbe Feld zu schleppen ist was anderes, als einen Vormittag lang mit einem Holzschwert auf eine Strohpuppe einzuschlagen. |
Erhard | Ja mein Junge, diese Arbeit ist anders, aber lebensnotwendig. Ohne die Aussaat würden wir und unsere Tiere im kommenden Winter des Hungers sterben müssen. |
Archibald | Aber wenn ich mir hier die goldenen Körner anschaue, die so glatt durch meine Hände rieseln, dann denke ich daran, wie viele Pferde man damit füttern könnte oder wie viele Laibe Brot man daraus machen könnte. Aber nein, wir werfen diese Körner in die schmutzige Erde und lassen sie sterben. |
Erhard | Was für ein Wort Archibald. Mein Junge, das könnte ja fast so in der Bibel stehen. Sieh mal an, du scheinst den Auftrag Jesu Christi wirklich begriffen zu haben. |
Archibald | Wie? Was? Ich verstehe gerade nicht was du meinst. |
Erhard | Schau mal, du sprichst ja davon, was man denn alles Gutes mit dem Hafer machen könnte, anstatt es einfach auf die schmutzige Erde zu werfen. Was meinst du wie es um unseren Herrn Jesus Christus stand? Er hätte im Himmel so viele gute Dinge erleben können, er hätte Ruhe und Frieden gehabt, aber nein, er kommt zu uns auf unsere schmutzige Erde. Was hat er davon? Bald feiern wir es wieder wie er gelitten hat und am Ende umgebracht wurde. Und obwohl er es wusste, ist er diesen Weg gegangen. |
Archibald | Ja und was hatte er denn davon? Was hat denn der Hafer davon, dass wir ihn da in der Erde vergraben und sterben lassen? Danach ist alles vorbei und sinnlos. |
Erhard | Wenn du recht hättest, dann wäre wahrhaftig alles sinnlos. Dann hätte es keinen Sinn, wenn dein Vater sein Rittergut wegen einem toten Jesus aufgeben würde. Dann hätte es auch keinen Sinn, unsere geheimen Versammlungen abzuhalten, in der Gefahr entdeckt und als Ketzer verbrannt zu werden. Nein, ein toter Christus allein ist so wirksam wie ein abgestorbenes Haferkorn in unserer Erde. |
Archibald | Aber wenn er gestorben ist, warum glaubt ihr dann noch an ihn? |
Erhard | Weil er auferstanden ist! |
Archibald | Was? |
Erhard | Weil er auferstanden ist. Jesus Christus hat selbst gesagt: „Wenn ein Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein, wenn es aber stirbt, so bringt es viel Frucht. Der Tod war nicht das Endziel- das worauf es ankommt, ist die Auferstehung. Ein Haferkorn vermehrt sich nicht, wenn du es in einem Sack um deine Schulter trägst. Wirfst du es aber in die Erde, vermehrt sich dieses Korn. Denn durch den Tod des einen Kornes gibt es ein Leben für viele andere Körner. Jesus ist auferstanden, wie die jungen Pflanzen, die überall aus der Erde sprießen. Aber die Kraft, mit der er in die Welt zurückgekehrt ist, kann er dir ewiges Leben geben. Das ist die Botschaft, die jedes Jahr verkündigt wird: Weil er lebt, dürfen auch wir leben! |
Sprecher | Noch lange beschäftigten Archibald diese Worte. Was sein Vater befürchtete hatte, trat ein. Sehr bald verloren sie Burg und Land und mussten wie einfache Bauer ihr Land bestellen. Aber jedes Jahr, wenn der Tag der Hafersaat kam und er langsamen Schrittes über sein frisches Feld schritt, musste er an die Worte des alten Bauer Erhard denken: Weil ihr lebt, dürfen wir auch leben! Und dann war es ihm egal, dass er keine Burg und keine Ritterrüstung hatte- das was er hatte, war mehr wert als alles, was seine Vorfahren je besessen haben: Leben, ewiges Leben! |
Teilen mit:
- Klick, um über Twitter zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klick, um auf Facebook zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klicken zum Ausdrucken (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klick, um auf LinkedIn zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klick, um auf Reddit zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klick, um auf Pinterest zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klicken, um auf Telegram zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klicken, um auf WhatsApp zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)