Christian Fürchtegott Gellert wurde 1715 als fünftes Kind einer 13köpfigen Pastorenfamilie geboren. Seine ärmlichen Verhältnisse zwangen ihn später dazu, sein begonnenes Studium der Theologie und Philosophie unterbrechen zu müssen. Nachdem er sich mit Privatunterricht und Übersetzungen wieder etwas Geld verdienen konnte, schloss er 1744 als 29-Jähriger sein Studium mit einer Dissertation über die Theorie und Geschichte der Fabeln ab.
Als 30-Jähriger fing er an Vorlesungen über Moral, Beredsamkeit und Poesie zu halten und wurde 1751 mit 36 Jahren zum außerordentlichen Professor für Philosophie in Leipzig ernannt.
Besonders sein Lied, das er 1757 während dem Siebenjährigen Krieg schrieb, ist uns bis heute sehr gut bekannt: Wie groß ist des Allmächtgen Güte. Aber auch seine Vorlesungen über die Moral mussten damals großen Eindruck auf die Bevölkerung Deutschlands gemacht haben. Johann Wolfgang von Goethe besuchte Vorlesungen des Professors Gellert und schreibt später über seine Morallehre, dass sie das „Fundament der deutschen sittlichen Kultur“ sei.
Während seines Lebens gehörten seine Werke zu den meistgelesenen Schriften Deutschlands. Besonders gut gelungen sind seine Fabeln und Erzählungen in Gedichtform mit einer moralischen Pointe. Sehr tiefsinnig verstand Gellert es, wichtige moralische Verhaltensweisen durch einfache Geschichten zu verdeutlichen und sind deswegen selbst heute für jeden Leser eine Freude beim Lesen und eine Bereicherung für das Leben.
Eines seiner über 148 Fabeln und Erzählungen hier als Kostprobe (unten gibt es das gesamte Werk als kostenlosen Download):
Ein Bär, der lange Zeit sein Brot ertanzen müssen,
Entrann, und wählte sich den ersten Aufenthalt.
Die Bären grüßten ihn mit brüderlichen Küssen,
Und brummten freudig durch den Wald.
Und wo ein Bär den andern sah:
So hieß es: Petz ist wieder da!
Der Bär erzählte drauf, was er in fremden Landen
Für Abenteuer ausgestanden,
Was er gesehn, gehört, getan!
Und fing, da er vom Tanzen redte,
Als ging er noch an seiner Kette,
Auf polnisch schön zu tanzen an.
Die Brüder, die ihn tanzen sahn,
Bewunderten die Wendung seiner Glieder,
Und gleich versuchten es die Brüder;
Allein anstatt, wie er, zu gehn:
So konnten sie kaum aufrecht stehn,
Und mancher fiel die Länge lang danieder.
Um desto mehr ließ sich der Tänzer sehn;
Doch seine Kunst verdroß den ganzen Haufen.
Fort, schrien alle, fort mit dir!
Du Narr willst klüger sein, als wir?
Man zwang den Petz, davonzulaufen.Sei nicht geschickt, man wird dich wenig hassen,
Weil dir dann jeder ähnlich ist;
Doch je geschickter du vor vielen andern bist;
Je mehr nimm dich in acht, dich prahlend sehn zu lassen.
Wahr ists, man wird auf kurze Zeit
Von deinen Künsten rühmlich sprechen;
Doch traue nicht, bald folgt der Neid,
Und macht aus der Geschicklichkeit
Ein unvergebliches Verbrechen.
Mit bearbeitetem Material von Projekt Gutenberg
Christian Fürchtegott Gellert
Fabeln und Erzählungen
Während seines Lebens gehörten Gellerts Werke zu den meistgelesenen Schriften Deutschlands. Besonders gut gelungen sind seine Fabeln und Erzählungen in Gedichtform mit einer moralischen Pointe. Sehr tiefsinnig verstand Gellert es, wichtige moralische Verhaltensweisen durch einfache Geschichten zu verdeutlichen.
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