In dem ersten Artikel haben wir betrachtet, Was die Bibel meint, wenn sie von „Leib“ und „Fleisch“ spricht. Hier möchten wir uns damit auseinandersetzen, wie nun der Vers aus Römer 12, 1 richtig ausgelebt werden kann.
Römer 12,1 Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, angesichts der Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer: das sei euer vernünftiger Gottesdienst!
Heiligung ist der Beginn und das Ziel der Hingabe
Wie schon im ersten Artikel erwähnt, muss die Hingabe zusammen mit der Heiligung betrachtet werden. Die Heiligung ist „ganz und gar Gottes Werk[1]“ indem er uns von der Welt absondert[2]. Dieses geschieht vor der Hingabe durch die Wiedergeburt. Diese Heiligung für Gott erfordert von dem Christen eine Tat: Seinen ganzen Leib als ein heiliges Opfer Gott darzubringen[3]. Die Folge dieser Hingabe ist ein heiliger Lebenswandel, der sich durch Reinheit und Makellosigkeit auszeichnet. Demzufolge ist die Hingabe eine Antwort auf das heiligende Wirken Gottes in uns und führt zu einem heiligen Lebenswandel. Nie ist die Hingabe als Selbstzweck zu sehen und getrennt von Gottes Ansprüchen auszuführen, was sonst zu Gesetzlichkeit und bloßer Kasteiung des Leibes führt[4]. Es ergibt sich nun folgender Ablauf:
Von Gott geheiligt[5] → Hingabe des Leibes[6] → Heiliger Lebenswandel[7]
Die Begründung für die Hingabe und Heiligung
Der menschliche Leib kann nur unter zwei Herrschaftsbereichen stehen: entweder gehört er Gott oder dem Satan. Die letztere Herrschaft hat sich keiner ausgesucht, sondern jeder wurde darin geboren. Unter die Herrschaft Gottes gelangt man aber durch die Bekehrung und durch die Wiedergeburt. Durch das Einziehen des Heiligen Geistes in das Fleisch, dem Todesleib, wird dieser erneuert[8] und unter die Herrschaft Gottes getan. Aus diesem neuen Leben ergeben sich aus dem NT folgende Gründe zur Hingabe:
- Der Leib gehört nicht mehr uns, sondern Gott[9].
- Der Leib ist ein Tempel des Heiligen Geistes[10].
- Weil Gott heilig ist, sollen auch wir heilig sein[11].
- Heiligung ist das Ziel Gottes mit uns[12].
Wie sieht die praktische Hingabe aus?
Im diesem Punkt möchten wir anhand der vier Begründungen zur Hingabe betrachten, wie ein Leben in Hingabe aussieht.
- Erkennen, dass unser Leib nicht uns selbst gehört. Jeder Weg der Hingabe soll mit dieser tiefgreifenden Erkenntnis beginnen: Wir gehören nicht uns selber, sondern sind Knechte Gottes geworden und müssen ihm dienen[13]. Freilich überwiegen die Vorteile der neuen Freiheit die Qualen der Sündensklaverei und zeigen deutlich, dass das Erlösen ein Akt grenzenloser Liebe Gottes zu uns ist. Das führt zu dem zweiten Aspekt, dass Hingabe „beantwortete Liebe [ist…], die menschliche Gefühle übersteigt.“[14] Unser Leib gehört demzufolge weder uns, noch den Trieben der Sünde, sondern Gott und steht unter der Gnade.
- Als ein Tempel des Heiligen Geistes leben. Die Bezeichnung des Tempels enthält viel mehr als nur den Besitzanspruch Gottes. Bei Salomos Tempelweihegebet wird deutlich, dass der Tempel die Funktion hat, Gott auf der ganzen Welt zu verherrlichen (1.Könige 8,60). Deswegen ist das Ziel der Hingabe nicht die Kasteiung des Leibes zum Selbstzweck, sondern es soll das große Ziel verfolgen, Gott auf der ganzen Erde groß und herrlich zu machen (Eph. 1,12).
- Heilig zu werden, wie Gott heilig ist. Betrachtet man diesen Punkt von der Seite Gottes aus, sieht man, dass es ein ernstes Gebot Gottes für den Christen ist. In vielen Stellen des Alten und Neuen Testamentes offenbart Gott,[15] dass er dies von seinen Nachfolgern fordert. Betrachtet man dies in einer Vater-Sohn Beziehung, ist das der tiefste Wunsch eines Kindes: zu werden wie der Vater! Der Christ sagt in kindlichem Ernst: Weil mein Vater heilig ist, will ich es auch sein! Dieses zeigt sich in der völligen Hingabe des Lebens und Leibes.
- Heiligung ist das Ziel Gottes mit uns. Weil Gott in seinem Wesen heilig ist (3.Mose 11,44) hat er festgelegt, dass ohne Heiligung niemand zu ihm kommen kann (Heb. 12,14). Damit aber Gott sein Werk der Heiligung in uns wirken kann, muss unser ganzer Leib mit seinen Wünschen, Gefühlen und Gedanken in die Hände Gottes abgegeben werden, dass er das dargebrachte Opfer nach seiner Weisheit formt und heiligt.
Zusammenfassung
Die Hingabe des Leibes ist nicht vollkommen betrachtet, wenn man die Heiligung Gottes außen vor lässt. Es ist wie mit dem Loskauf eines Sklaven, der sinnbildlich durch den Kauf „geheiligt“ (im Sinne von abgesondert) wurde, aber sich nun entscheiden soll, seinem neuen Herrn zu gehorchen und seine Kräfte für ihn einzusetzen. Ihm bleibt zwar nichts anderes übrig, als dem neuen Herrn zu dienen[16], doch tut er sich leichter, wenn er erkennt, dass der Loskauf in Wahrheit eine Berufung zum Dienst in der Freiheit ist.
So soll auch für uns Christen der wahre Grund für die Hingabe die Erlösung und Heiligung durch Jesus Christus sein. Weil er seinen eigenen Leib hingegeben hat, um uns geringe Menschen zu befreien, soll unsere Antwort auch eine vollkommene Hingabe des Leibes sein.
Die praktische Hingabe des Leibes ist demzufolge eine Liebesantwort auf die Liebestat Christi und zeigt sich zuallererst in der Erkenntnis, dass wir nicht uns, sondern Gott gehören. Dies führt zu den Wünschen, heilig zu werden wie Gott und ihn vor der ganzen Welt zu verherrlichen[17]. Praktisch ausgelebt werden kann es, wenn der Leib mitsamt seiner seelischen Prägung ganz Gott überantwortet wird und er dann mit seinem Geist seine Kraft in uns wirken lässt. Unsere Aufgabe ist es nun, beständig im Gedächtnis zu halten, dass wir ein heiliger Tempel Gottes sind, mit der Funktion Gott zu ehren. Behalten wir das immer im Auge, werden unsere Einstellung alle Handlungen unseres Leibes heilig sein.
Die Triebe, die davor unheilige und sündige Ausmaße hatten, werden durch den Geist in biblischen Rahmen gebracht oder komplett abgelegt. Unser Leib ist nicht mehr ein Werkzeug der Selbstverherrlichung und Selbstdarstellung, sondern ein Werkzeug zur Verherrlichung und Darstellung Gottes vor der ganzen Welt. Wir pflegen das Fleisch nicht um die Begierden zu erregen, sondern um ihn gesund zu halten. Das Denken wird nicht mehr von sündigen Wünschen und Trieben gefüllt sein, sondern frei von sündigem Gott dienstbar sein. Unser tiefstes Wollen ist, den Willen Gottes zu tun und unsere Weisheit ist eine von Gott erbetene.
Zeigt nun unser Leib und unsere Seele dauerhaft diese Eigenschaften zeugt das davon, dass der Geist Gottes in uns wohnt und unser Leib ganz unter die Herrschaft Gottes gestellt wurde.
Mögen diese Zeilen mich und den Leser immer wieder dazu auffordern, täglich in dem Bewusstsein zu leben, dass wir nicht uns, sondern Gott gehören und dementsprechend leben sollen.
Hilfreiche Literatur
- Nee, Watchman, Der Geistliche Christ. Gesamtausgabe, Verlag Dr. R.-F. Edel, Lüdenscheid.
- Nee, Watchman, Zur Ehre Gottes leben. Schwengler Verlag Berneck, 1978
- Nee, Warchman, In Hingabe leben, 2.Auflage. CLV Verlag Bielefeld, 1998.
- Thiessen Jacob, Biblische Glaubenslehre. Verlag für Theologie und Religionswissenschaft, Nürnberg, 2004
- MacDonald, William, Der vergessene Befehl- seid heilig! 3.Auflage, CLV Verlag Bielefeld, 2001.
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Quellen
[1] Lexikon zur Bibel S. 680
[2] Hebr. qadash mein heiligen, weihen, vom Gewöhnlichen Getrennten (s. Lexikon zur Bibel S. 677)
[3] Römer 12,1
[4] Nee, Der geistliche Christ S.337 und Kolosser 2,23
[5] Hebr. 10,10
[6] Rö. 12,1
[7] Rö. 11,16
[8] Thiessen, Biblische Glaubenslehre S.141
[9] 1.Kor 6,20
[10] 1.Kor. 3,16
[11] 1.Petr. 1,16
[12] Kol 1,22 und Eph. 1,4
[13] Römer 6,16-18
[14] Nee, In Hingabe leben S.79
[15] 3.Mose 11,44; 19,12; 1.Petrus 1,15-16;
[16] Römer 6,16
[17] Siehe 3.3.2 und 3.3.3
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